Saturday, April 30, 2005

Ins Schwarze getroffen

In der neuen Ausgabe von ef-Magazin gibt's auch einen Artikel von mir, den der Herausgeber sehr sinnig mit "Die Volksfront von Albion" betitelt hat.

Einen Absatz habe ich kurz vor Redaktionsschluß zugunsten eines anderen entfernt. Daher veröffentliche ich hier und jetzt den Textteil, der dran glauben mußte.

>>Kaum zu glauben, aber auch für Engländer gibt es noch schwärzeres als den eigenen Humor. In der letzten Ausgabe der
"Black Adder"
Serie (über einen intriganten, hochmütigen, leicht trotteligen und letzten Endes immer erfolglosen Zyniker, der sich in verschiedenen Rollen durch die englische Geschichte spielt) ist der Protagonist (Rowan Atkinson, bekannt in Deutschland als "Mr. Bean") ein Hauptmann im Schützengraben der Westfront im ersten Weltkrieg. Über viele Episoden war es "Captain Blackadder" immer wieder gelungen, sich und seine Truppe trickreich aus der Schußlinie zu halten. Doch im Schlußkapitel versagen alle seine Künste, und resignierend begibt er sich mit seinen Kameraden zum Sturmangriff "over the top". Man sieht ihn noch loslaufen – doch dann friert das Bild ein. Es löst sich auf und statt dessen erscheint ein Feld voller Mohnblumen. Während der Abspann läuft, erklingt die Serienmusik, diesmal jedoch untypisch langsam und in moll.

Diese Szene ist laut BBC-Umfrage der stärkste "Tränendrüsendrücker" aller TV-Serien, die je auf der Insel gesendet wurden.<<

Thursday, April 28, 2005

Nur so'n Gedanke ...

Der neue Papst hat nun bekanntgegeben, weshalb er sich Benedikt genannt hat: Zu ehren von Papst Benedikt XV, der während des 1. Weltkrieges große Anstrengungen unternahm, Frieden zu stiften. Ein Vorhaben, das letztlich am Eintritt der USA in den Krieg scheiterte.

Außerdem gibt es einen Benedikt, der im frühen Mittelalter den Mönchsorden der Benediktiner gründete und von Papst Johannes Paul II zum Schutzpatron Europas ernannt wurde. Dieser Benedikt wird bei der Namensgebung des jetzigen Papstes sicher auch eine Rolle gespielt haben.

Nun mein Gedankensprung: Noch nie seit dem Zerfall des römischen Reiches war Europa politisch so vereint wie jetzt. Das römische Reich zerfiel, als sich das Christentum etablierte. (Das Christentum war die erste Religion, die eine deutliche Trennung zwischen Staat und Gott verlangte ["Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist."])

Seitdem hat es einige Versuche gegeben, Europa mit Gewalt zusammenzuschmieden, angefangen mit Karl dem Großen.

Einmal gab es auch eine historische Situation, da wäre es beinahe zu einer friedlichen Vereinigung Europas gekommen, als nämlich das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und die vielen Besitztümer des spanischen Königs sich unter einer Kaiserkrone (Karl V) wiederfanden. Aber just in dem Augenblick trat die christliche Reformationsbewegung auf den Plan, und in der Folge dieser Entwicklung zerfiel diese Proto-Einheit wieder sehr schnell. Zufall?

Die Sozialisten Napoleon, Hitler und Stalin versuchten es dann nochmal mit Gewalt. Alle drei scheiterten am Freiheitswillen der Europäer. Derzeit erleben wir wieder einen friedlichen Vereinigungsversuch, wie gesagt den erfolgreichsten seit dem römischen Reich. Dieser Versuch geht solange "gut", wie die Menschen die von ihm ausgehende Gefahr für Freiheit, Leib und Leben nicht erkennen.

Und gleichzeitig ist das Christentum, zumindest im Westen des Kontinents, historisch so schwach wie in seiner Anfangsphase, als das römische Reich noch vor Kraft strotzte. Zufall?

Nur so'n Gedanke eben ... und vielleicht einer, den Papst Benedikt XVI gehabt haben mag.

Tuesday, April 26, 2005

Was zu tun ist

In der heutigen LewRockwell.com-Ausgabe findes sich ein Artikel von Bill Walker, der sich damit befaßt, was für Libertäre "zu tun" sei. Ich habe ihn hier im wesentlichen übersetzt. (Auf die Schnelle, also ohne Gewähr!)
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Der Sozialismus ist intellektuell tot. Jedoch bleibt er überall an der Macht. Warum? Weil Libertäre, die ja behaupten, für den Markt zu sein, den Sozialismus mit sozialistischer Theorie und Praxis zu bekämpfen versuchen. Ohne das Internet-Protokoll gäbe es kein Internet. Ohne eine revolutionäre Theorie kann es keine revolutionäre Bewegung geben. Libertäre Meme (= "Kulturgene") können nur mit libertären Mitteln gewinnen.

Libertäre haben zuviel ihrer Anstrengungen in die leeren Formen der Demokratie gesteckt und dabei vergessen, daß Demokratie für den Sozialismus unabdingbar ist. Wir haben unser begrenztes Geld darauf verschwendet, eine Dritte Partei in die Wege zu leiten und noch mehr haben wir damit verschwendet, Politiker der großen Parteien zu "beeinflussen" und sie über uns zu Macht verholfen. Sozialisten dagegen haben bei jedem Schritt den Markt sehr effektiv genutzt.

Selbst auf der niedrigsten Ebene lokaler Regierungen haben Sozialisten selbstreplizierende und selbsterzeugende Systeme aufgestellt. Sie kämpfen für eine Verkaufssteuer zwecks "wirtschaftlicher Entwicklung". Wenn die Steuer beschlossen ist, werden die Gelder verwendet, um ihre "kapitalistischen" Unterstützer zu subventionieren. Dann geben ihnen ihre Unterstützer mehr Geld für zukünftige Kampagnen.

Das selbe Prinzip wird entlang der gesamten parasitären Nahrungskette angewandt. Jene, die Profit aus Grundstückserschließungen ziehen, weil sie Vorkenntnisse über regierungsseitige Grundstückskäufe haben. Jene, die Profit im Militärsektor aus Waffenhandelsverträgen und Militäroperationen erzielen. Jene, die die Zentralbank kontrollieren haben Vorkenntnisse über Zinssätze [...] Jedenfalls leiden Sozialisten heutzutage niemals an Geldmangel.

Kapitalisten sind genausowenig zur Selbstaufopfererug in der Lage, wie ein Mann in der Lage ist, sich selbst an seinen Schnürsenkeln hochzuheben. Das selbe gilt langfristig für jede Gruppe. Jene, die ihre eigenen Ressourcen opfern um andere zu subventionieren, ohne eine Entschädigung zu erhalten, werden allmählich von jenen ersetzt, die selbstfinanzierende Organisationen bauen.

[...]

Libertäre Strategie kann nicht darauf basieren, politische Ämter zu gewinnen und ihre Unterstützer mit der Beute zu belohnen; um im Nullsummenspiel der Politik zu gewinnen müßten Libertäre mehr als nur ihre Gegner berauben.

Statt dessen sollten sich Libertäre in einen asymmetrischen Mem-Krieg engagieren. Im Zeitalter des Internet ist es einfach, Meme zu verbreiten, jedoch ist das Problem des Hintergrundrauschens ein großes. Das Mem-Motto unserer Feinde ist: Eine oft genug erzählte Lüge wird zur Wahrheit. Dies stimmt nur, solange die Lügen von jenen Wahrheit isoliert bleiben, die sie zerstören würden. Aber die Lügen werden in der Tat sehr sicher isoliert. Die staatlichen Schulen Amerikas dienen als Wände zwischen sozialistisch geimpften Gehirnen und libertären Memen.

Gebt mir vier Jahre, die Kinder zu unterrichten, und der Samen, den ich gesetzt haben werde, wird niemals entwurzelt werden.

Natürlich haben Sozialisten weit mehr als vier Jahre, um ihre Samen in die Gehirne der staatsverschulten amerikanischen Kinder zu setzen, sie haben ein Minimum von 13 Jahren. Diese Jahre werden zweifach genutzt; erstens, indem die Fähigkeit zu lernen und individuell zu handeln verkrüppelt wird. [...]

Zweitens, soweit wie heutzutage möglich, implantieren die Schulen die bitteren Reste sozialistischer Meme. Während der Sozialismus nicht mehr beanspruchen kann, die glänzende Hoffnung der Zukunft zu sein, beansprucht er nun die primitive Vergangenheit als das moralische Ideal. "Grüne" Ideologie wird an jeder staatlichen Schule gelehrt; ihre Botschaft ist, daß Menschen bösartig sind, unsere Werke bösartig, und daß nur Kontrolle durch die Regierung sie davon abhalten kann, die fragile lebendige Welt zu zerstören (die ansonsten für immer in perfekter Harmonie weiter existieren würde). Asteroiden, Eiszeiten, Supernova und andere natürliche Lebenszerstörer werden in den heutigen Lehrplänen nicht an prominenter Stelle aufgeführt.

Die mentale "Entkonditionierung" an den staatlichen Schulen ist unser Hauptfeind, nicht die Qualität oder Quantität gegnerischer Meme. Aber dies ist auch eine taktische Gelegenheit.

Amerikas Staastsschulen sind voll von intelligenten Schülern, die sich zu Tode langweilen. Sie sind die grüne Todesverehrung leid, sie sind es leid, in Zeiten des Internet auf eine Tafel zu starren, sie sind es leid, von langweiligen Lehrern "unterrichtet" zu werden. Dies ist die demographische Gruppe, in der libertäre Meme kosteneffektiv verbreitet werden können. Die einzige erforderliche Einschränkung ist Geduld; eine Investition in Gymnasiasten wird zehn Jahre brauchen, um sich auszuzahlen. Das ist es wert.

[...]

Wenn Libertäre den Mem-Krieg gewinnen wollen, müssen sie am Anfang ansetzen. Wir müssen das langfristige Ziel ins Auge fassen, die sehr jungen Menschen zu erreichen.

[...]
Websites sollten konstruiert werden, die marktorientierte Umweltschutzlösungen verbreiten, zusammen mit Informationen über Kernkraft, Gentechnik, und klare und verständliche Ökonomie. Ökonomie-Meme werden sich von alleine verteilen; Menschen interessieren sich für Geld!

Es ist ein großer Fehler der libertären Bewegung, daß wir das Weltraum-Kolonisierungs-Mem nicht mehr genutzt haben. [...] Freie Märkte und Privateigentum können wirklich Leben auf anderen Welten verbreiten; dies ist das richtige Gegenmittel gegen das "Deep Green" Tod-den-Menschen-Mem.

Und auch in einer Zeit der DSL-Kabel spricht vieles dafür, einfach mal in die Bildungs-Gulags zu gehen und zu den Insassen zu sprechen. Als ungeschliffener und unscheinbarer libertärer Kandidat sprach in vor einigen Jahren vor vielen High-School Klassen und einigen Schulversammlungen. Die Reaktion war immer enthusiastisch, ich war das interessanteste Ding, das die Schüler (und Lehrer) in vielen Monaten gesehen hatten. Eine professionelle PowerPoint- oder Videopräsentation von einem gutgekleideten Angestellten eines Think-Tanks wäre sehr effektiv.

Lehrer - funktionslose Vogelscheuchen statt Autoritätspersonen

Manche Entwicklungen gehen so langsam voran, daß man die Veränderungen in der normalen Wahrnehmung gar nicht so richtig mitbekommt. Trotzdem finden sie statt und irgendwann wird ein Punkt erreicht, wo man sich fragt "wie konnte es nur 'plötzlich' so weit kommen?"

Da hilft es, wenn man sich solche Entwicklungen im Zeitraffer anschaut. Wie die Lehrerin "Sylvia Thomas" (Pseudonym), die letzmalig vor 30 Jahren in einem Klassenzimmer war und jetzt aushilfsweise wieder arbeitet. Der Schock über den seitdem stattgefundenen Verfall in der Disziplin und des Benehmens der Schüler muß groß gewesen sein, denn sie fing an, für einen Fernsehsender heimlich filmaufnahmen vom alltäglichen Geschehen an ihrem Arbeitsplatz zu machen.

Für diesen Akt wurde sie dann (ausgerechnet!) von der größten Lehrergewerkschaft des Landes kritisiert.

Was im BBC-Artikel darüber natürlich fehlt, ist eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Frage: Wie konnte es dazu kommen?

Nun, der "allgemeine Verfall des Respekts vor Lehrern als Autoritätspersonen" könnte vielleicht damit zusammenhängen, daß sie schon lange, lange vorher aufgehört haben, Autoritätspersonen zu sein. Genaugenommen seit auch in Großbritannien die staatliche Schule die Norm ist. Denn eine staatliche Schule ist eine auf Zwang aufgebaute Institution.

Autorität aber, natürliche Autorität, erwächst – im Fall eines Lehrers – aus der Kraft seiner Persönlichkeit. Wenn er "gut" ist, werden die Schüler ihm gehorchen – und sogar was von ihm lernen. Wenn nicht, muß er entweder gehen, oder er muß immer mehr Zwang ansetzen (Wachpersonal, Metalldetektoren etc.), bis der eigentliche Zweck der Institution erstickt.

Es ist so, wie Andreas Ullrich in der Freiheitsfabrik bemerkt: Die staatlichen "Vogelscheuchen" sind inzwischen so groß und zahlreich, daß den "Vögeln" nur noch eines bleibt: "Rebellische Ignoranz".

Monday, April 25, 2005

EUrokraten an China: Exportiert weniger, sonst ...

... könnt ihr draußen bleiben.

Man braucht keine Statistiken zu studieren, um zu wissen, daß China als Produzent in den letzten Jahren mächtig zugelegt hat. Ein Gang ins nächstgelegene Warenhaus reicht. Praktisch jedes billige Spielzeug, das heute in der EU verkauft wird, stammt inzwischen aus chinesischen Fabriken. Auch der hiesigen Computer- ja sogar der Autoindustrie lehren sie das fürchten.

Sie produzieren die gleiche Qualität viel billger und können trotz des weiten Transportweges mit allen anderen Produzenten in der Welt mithalten. Der Kunde weltweit freut sich, hat er doch nach dem Einkauf ein paar hartverdiente Kröten mehr in der Tasche übrig als beim letzten Kauf.

Jetzt aber hat ein hiesiger (französischer) Industriezweig, jener für Textilien, erfolgreich bei der EU protestiert, daß einige tausend Arbeitsplätze gefährdet seien, wenn das so weiter geht. Folglich droht die EU jetzt China, uns doch bitteschön weniger zu liefern, sonst drohen die Werkzeuge aus der Folterkammer der Handelsrestriktionen: Quoten, Zölle u. dergl.

Wer verliert dabei? Nicht nur der chinesische Arbeiter (oft wohl eine Arbeiterin), der bislang für mageres Geld ein Einkommen verdient – auch die vielen Millionen Konsumenten in der EU, die ihr nicht ganz so mageres, aber auch nicht gerade üppiges und heftigst versteuertes Einkommen nun darauf verwenden werden müssen, teurere, weil vor Konkurrenz geschützte, EU-produzierte Textilien zu kaufen.

Ein weiterer Schritt in die völlig falsche Richtung, getätigt auf der Basis der völlig falschen Vorstellung einer "autarken Gesellschaft".

Auch der Friede in der Welt verliert an (ohnehin geringer) Stabilität. Denn entweder überschreiten Produkte die Grenzen, oder Menschen (auf der Suche nach Arbeit oder Ressourcen, also zunächst ohne Waffen – und wenn das nicht reicht, mit Waffen).

Hier noch eine Meldung dazu aus dem Handelsblatt von gestern.

Sunday, April 24, 2005

Sonntagswort, 24. April 2005


...und setzt eure Ehre darein, dass ihr ein stilles Leben führt und das Eure schafft und mit euren eigenen Händen arbeitet, wie wir euch geboten haben, damit ihr ehrbar lebt vor denen, die draußen sind, und auf niemanden angewiesen seid.
(1. Thessalonicher 4, 11 u. 12)