Chris Tame, Gründer und Direktor der britischen
Libertarian Alliance, ist vor kurzem im Alter von 55 Jahren gestorben. Dem
Nachruf (*) seines Nachfolgers, Dr. Sean Gabb, ist zu entnehmen, daß er die Allianz bis heute entscheidend geprägt hat, indem er sie aus der Parteipolitik heraushielt. Seine Begründung war, daß die Lage der Freiheit derart ist, daß ihr nicht mit parteipolitischen (d.h., kurzfristigen, kompromißbeladenen) Maßnahmen geholfen werden kann. Außerdem wollte er die verschiedenen Denkrichtungen innerhalb der freiheitlichen Bewegung zusammenhalten, und Parteipolitik hätte dieses Ziel durchkreuzt.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, so Tame,
"British libertarianism was not in the same position as socialism in 1945. It was in the same position as socialism in 1845."
Daher müsse schrittweise eine intellektuelle Hegemonie erarbeitet werden, statt zu versuchen, die Massen zu überzeugen. Immerhin schaffte er es, die LA soweit bekannt zu machen, daß in letzter Zeit Radio-Reporter, wenn sie ihn interviewten, nicht mehr zunächst fragten, was denn die Libertarian Alliance sei.
Schon in den frühen Thatcher-Jahren, wo andere einen Rückbau des Staates sahen, sah er lediglich eine rationalere, und daher effizientere Form etatistischer Kontrolle.
"These new markets are never free," he once said, "and they are always dominated by the ruling class."
Chris Tame hat die Stimme des klassischen englischen Liberalismus zu neuem Leben erweckt. Er hinterläßt ein kleines, aber grundsolides geistiges und organisatorisches Erbe. Möge es in Zukunft wachsen und gedeihen, und Libertären auch in anderen Ländern ein Beispiel und eine Inspiration sein.
(*) Allein schon die Tatsache, daß der Nachruf in einer großen überregionalen Tageszeitung erscheint, ist eine bezeichnende Anerkennung des Lebenswerkes Chris Tames.