Saturday, October 22, 2005

Vom Anfang und Ende eines Imperiums

Vor zweihundert Jahren wurde die Marine des damals mächtigsten Imperiums der Welt - das Frankreich Napoleons - vor der Küste Spaniens zerstört. Der Sieg der britischen Flotte unter Admiral Nelson war notwendige Voraussetzung für den Aufstieg des nächsten, des britischen Imperiums. In einem Newsletter schrieb Dr. Sean Gabb von der UK Libertarian Alliance kürzlich:

Innerhalb von 5 Stunden war die feindliche Flotte zerstört oder gekapert oder zerstreut. Napoleon stoppte die Pläne zur Invasion Englands. Seine endgültige Niederlage stand nun fest. Die Dominanz der britischen Marine stand in den folgenden 135 Jahren unverrückbar fest. In dieser Zeit verbreitete das größte und liberalste Imperium, das je existiert hat, seine zahllosen Segnungen auf ein Drittel der Menschheit. Aufgrund dieser einen Schlacht wurde das 19. Jahrhundert zum Zeitalter der persönlichen Freiheit, des freien Handels und der Herrschaft des Rechts.

(Hier möchte ich einschränkend einfügen, daß es richtiger heißen sollte: Aufgrund dieser einen Schlacht konnte das 19. Jahrhundert usw. usw. ... werden.)

Zwischen den zwei Weltkriegen übernahm eine ehemalige Kolonie des frühen britischen Imperiums, die Vereinigten Staaten von Amerika, die Führungsrolle von Großbritannien, daß noch unter den Schlägen wankte, die es von einer anderen Macht erhalten hatte, die ebenfalls ein hegemoniales Imperium werden wollte: Deutschland.

Nachdem sich die deutsche Bedrohung 1945 aufgelöst und 46 Jahre später dem neuesten Konkurrent in der Welt-Hegemonie, der Sowjetunion, standgehalten worden war, wurde offenkundig, daß das "Imperiums des Handels" leider die Orientierung verloren hatte. Aber, sagt Bill Bonner von "Daily Reckoning" ohne Bemühen, seinen Sarkasmus zu verstecken, so ist der Weg aller Imperien, und nun werden wir Zeuge seines unaufhaltsamen Unterganges. In seinem Artikel, "The Iraq War, Part II" (bitte zur Mitte der Seite herunterscrollen) schreibt er:

Der beste Weg, einen Krieg zu gewinnen, sagt Sun Zu, ist es, den Feind sich selbst besiegen zu lassen. Das ist ungefähr das, was die US-Streitkräfte derzeit in Irak tun. Sie sind hilfreich dabei, das große angelsächsische Imperium des Handels zu zerstören. Die US-Militärmacht erstreckt sich jetzt über den gesamten Globus. Die Blüte der amerikanischen High-Tech-Macht - die beste Angriffsmaschine, die je geschaffen wurde - wird jetzt damit beschäftigt, Tankstellen und Wahlurnen zu bewachen. Währenddessen sind die Kosten der Aufrechterhaltung globaler Hegemonie so stark gestiegen, daß Amerika sich das nur noch leisten kann, indem es sich Geld vom kommunistischen China leiht. Achtzig bis Neunzig Prozent des US-Bundesdefizits wird nun von außerhalb des Landes finanziert ... insbesondere aus dem Osten.


(Siehe auch Teil I seines Artikels - auch hier bitte runterscrollen).

Im Gegensatz zur Seeschlacht bei Trafalgar vor 200 Jahren ist der Krieg in Irak kein Akt der Selbstverteidigung seitens der "Angelsachsen", er war es nicht und er wird es nicht sein. Je früher daher die USA und ihre Verbündeten den Irak verlassen, desto besser für die Erhaltung der Werte, für die das angelsächsische Imperium einmal stand.

Monday, October 17, 2005

Schadenfreude in Äcktschn

Erinnert sich jemand noch an das Buch "Dow 36.000"?

Gegenwärtiger Kursstand des Buches (gebraucht): 20 US-Cent

Sunday, October 16, 2005

Wie den Terror bekämpfen?

In einer kürzlich von Dominik Hennig angefachten Diskussion im Freiheitsforum über einen Artikel von Sascha Settegast in der neuesten Ausgabe von "eigentümlich frei" (Nr. 56) ging es mal wieder darum, ob und wie der Eingriff der USA und ihrer Verbündeter im Irak zu rechtfertigen sei.

"Der Westen liebt das Leben, der Islam den Tod", schreibt Settegast. So einfach ist es nicht, denn zum einen kann man an der wahnsinningen Schuldenmacherei westlicher Staaten, allen voran ihrer Führungsmacht, eine zunehmende, extreme Gegenwartsorientierung feststellen. Nur aber eine manifestierte Zukunftsorientierung wäre ein Beweis dafür, das man "das Leben liebt". Extreme Schuldenmacherei (insbesondere zu Konsumzwecken) beweist das Gegenteil. Zum anderen: Es liegt sicherlich am Islam selbst, daß aus ihm eine solch todbringene Abart hervorgegangen ist. Darin liegt aber auch schon der Lösungsansatz verborgen.

Der islamische Terrorismus ist nicht, wie Settegast schreibt, eine "Waffe", sondern, wenn schon mit kriegstechnischen Begriffen gearbeitet wird, eine Taktik (eine, auf die der Staat, ein monopolistischer Sicherheitsanbieter, übrigens nie eine effektive Gegentaktik anwenden wird, da das gegen sein vorrangiges Ziel der Machtausdehnung ginge; das nur nebenbei). Mir geht es aber um etwas anderes. Der radikale, terroristische Islamismus ist in erster Linie mit einer Krankheit zu vergleichen, genauer: mit einer Geisteskrankheit, die nicht einfach mal so wegoperiert bzw. –gebombt werden kann.

Dieser Terrorismus speist sich aus zwei Quellen, einer inneren und einer äußeren. Die innere ist eine extem verengte Sichtweise der Religion, die nicht die geringste Abweichung von einer bestimmten Norm zuläßt. Dieser Totalitarismus ist genauso unmenschlich wie jede andere beliebige totalisierte Ideologie, denn er erlaubt bei kleinsten Abweichungen auch Verstümmelung, Todschlag und Mord.

Die äußere Quelle ist der (staatsökonomisch und geostrategisch angetriebene) Eingriff fremder Staaten und Kulturen in der vom Islam beherrschten Region, der historisch dem Terror voranging, und zwar eben durch die westlichen Regierungen, an deren Spitzen sich, wie Settegast hier richtig feststellt, "keine genuinen Westler, sondern machthungrige Sozialdemokraten und religiöse Fanatiker [sitzen,] die glauben, sie müßten die völlig entgrenzte 'Demokratie' über den Globus verbreiten." (Wobei letzteres nur das neueste Deckmäntelchen der Saison ist, möchte ich hinzufügen).

Diesem Terror ist nicht mit Gewalt beizukommen, schon gar nicht mit der plumpen Destruktion, die die USA im Irak vornehmen. Im Gegenteil, dadurch wird er noch angeheizt, wie die Anschläge in Madrid und London beweisen. Settegast schreibt: "Es schadet niemals, den Gegner beim Wort zu nehmen". Dies sollte er auch dann tun, wenn die Londoner Terroristen in ihren Abschiedsworten an die Welt die Situation im Irak als Grund für ihre Tat nennen.

Das Abstellen der äußeren Quelle des Terrors, also der Abzug westlicher Truppen aus dem Irak und dem Nahen und Mittleren Osten, wird aber nicht ausreichen, um dem Terror beizukommen. Ein Abzug ist aber aus zwei Gründen notwendig: Einmal, damit dem Islam Gelegenheit gegeben wird, Selbstheilungskräfte zu entwickeln, um die innere Quelle des Terrors zum Versiegen zu bringen – denn nur dann wird er dauerhaft besiegt werden. Zum anderen, damit der Westen gleichzeitig durch einen Abzug enorme Mittel einsparen kann, die ihm bei der Bekämpfung des schon im eigenen Hause vorhandenen Terrors fehlen.

In einem Artikel des New Statesman (Dank an Dominik Hennig für den Hinweis) stellt der moslemische Publizist Ziauddin Sardar fest:

"Es stimmt einfach nicht, wenn man sagt, [die Terroristen] seien 'keine Moslems', wie der Muslim Council of Britain anzudeuten scheint. Wir müssen anerkennen, daß die Terroristen, und ihre neo-kharjitische Tradition, ein Produkt islamischer Geschichte sind. Nur wenn wir diese brutale Tatsache anerkennen, werden wir merken, daß der Kampf gegen den Terrorismus auch ein interner moslemischer Kampf innerhalb des Islam ist. Es ist in der Tat ein Kampf um die Seele des Islam selbst.

Der Krieg gegen den Terror kann in Wirklichkeit gar kein Krieg sein. Er muß ein vernünftige Auseinandersetzung mit der Politik der Tradition sein. [...]

'Der beste Weg zur Bekämpfung der kharjitischen Tradtion ist die Anwendung der humanistischen und rationalistischen Tradition des Islam', sagt Dr. [Najah] Kadhim, [Dirketor von Islam21, einem globalen Netzwerk moslemischer Intellektueller]. 'Damit sind sie in der Geschichte des Islam besiegt worden. Damit werden sie diesmal besiegt werden.'"


Diejeingen, die die westlichen Werte, also allen voran den Vorrang der Vernunft hochhalten, sollten diese Tradition des Islam dankbar begrüßen und nach Kräften unterstützen. Ein fast diskriminierungsloses Herumballern steht dem aber nicht nur entgegen, sondern im absoluten Widerspruch dagegen. Der Westen sollte sich an Islam21 ein Beispiel nehmen und sich seiner eigenen "humanistischen und rationalistischen" Tradition besinnen. Das heißt: Rückbau des Staates, Stärkung des Eigentumsprinzips, woraufhin folgt: Stärkung der (ökonomischen, aber auch seelischen) Selbstheilungskräfte, woraufhin folgt: Innere (Abwehr-)Kraft, die irrationale Tendenzen im Keim erstickt bzw., wenn es mal zu einem Anschlag kommt, effizient bekämpft.

Check your premises.