Monday, September 26, 2005

Johan Norberg über Einwanderung und menschliches Glück (u.a.)

Ein ausgezeichneter Artikel über Johan Norberg, Autor des Buches "In Defence of Global Capitalism". (Dank an liberti.li für den Link).

Über Einwanderung sagt er, dies sei die eine Seite der Globalisierung, die andere sei der freie Handel. Während jene auf der politischen Linken oft nur einseitig ersteres unterstützten, unterstützten die politisch Rechten oft nur letzteres.

Migration sei weltweit schon so umfangreich, daß sie nicht mehr einzudämmen sei, und das sei gut so. Aber die Bewegungsfreiheit müsse in einem liberalen Kontext geschehen. Norberg: "Es ist Zeit für unsere liberalen Gesellschaften, mit dem Entschuldigen aufzuhören, und unser Selbstbewußtsein wiederzuerlangen, und zu erklären, daß Toleranz und Freiheit unser Weg ist, und daß jene, die darauf aus sind, diese zu zerstören, keine Toleranz verdienen - die Vorstellung, daß wir unsere Werte [den Einwanderern] nicht auferlegen sollen, ist bizarr."

Bis hierhin kann ich ihm folgen, dann jedoch sagt er:

"Natürlich sollten wir das. Wir sollten jeden zwingen, jeden Menschen als freies und autonomes Individuum zu akzeptieren, ausgestattet mit den selben Rechten wie er selbst. Das ist das Gesetz einer liberalen, offenen Gesellschaft, und das ist es, was die kreativsten und humansten Gesellschaften der Weltgeschichte erzeugt hat. Wer immer diese Gesellschaft genießen will, muß sich ihr anpassen."

Da ist mir ein bißchen viel "wir" drin. Johan Norberg, der mal Anarchist gewesen ist, will nun, daß "wir" den Einwanderern die Freiheit aufzwingen. Vielleicht kommt er noch zur Erkenntnis, daß es am gerechtetsten (und mit der Freiheit des Einzelnen am ehesten in Übereinstimmung zu bringen) ist, jedem Einzelnen zu erlauben, soviel von seinen eigenen Wertvorstellungen seinen Mitmenschen aufzuzwingen, wie er will, sofern sie sich auf seinem Privateigentum befinden.

Der Rest des Artikels ist wieder sehr interessant, Norberg betreibt "Glücksforschung" und kommt zu der Erkenntnis, daß Freiheit nicht nur Wohlstand, sondern auch Glück bedeutet - und das auch, wenn eine gewisse Wohlstandsebene erreicht ist, bei der zusätzliches Geld selten zusätzliches Glück bedeteutet. In dem Fall, so Norberg, ist die Quelle des Glücks die Aktivitäten, die wir dann entfalten. (Welche wiederum, so möchte ich ergänzen, neue Arbeitsplätze und neuen Wohlstand für andere schaffen.)

Wenn Regierungen ihre Tätigkeit über die Versorgung mit dem Allernötigsten hinaus ausdehen, so Norberg, bedroht sie das Glück der Menschen.

Sunday, September 25, 2005

Fernsehlos glücklich

Michael Kastner beschreibt in der Freiheitsfabrik wie sich sein Leben nach monatelangem freiwilligen Fernsehentzug entwickelt hat - ausgesprochen positiv.

Ich kann diese Erfahrung sehr gut nachvollziehen. Als ich vor fünf Jahren nach England zog, hatte ich zwar noch Fernsehn, aber kein deutsches Programm mehr. Und ich merkte sehr bald, wie sehr ich die deutschen Nachrichten, die neuesten politischen Rankünespiele usw. nicht vermißte, wie sehr das Leben sehr gut ohne sie weiterging.

Gleichzeitig merkte ich, daß das restliche Programm noch blöder und verblödender war als das deutsche und zog daraus die Konsequenz respektive das Antennenkabel aus der Wand (und montierte die Antennensteckdose ab). Jetzt gibt es ab und zu ein Video bzw. eine DVD, insbesondere für die Kinder, und das war's dann auch.

Als ich noch in der Politik tätig war, war es mir sehr wichtig, Tagesschau u.ä. zu sehen. Nicht so sehr, weil ich mich dort informieren wollte, sondern weil ich wissen wollte, "was die Leute so zu sehen (und verstehen) bekommen". Ich war also quasi vollständig in der Logik des "Massenmediums" verfangen.

Nebengedanke:

Irgendwer sagte mal, Hitler wäre im Fernsehzeitalter nicht an die Macht gekommen, man hätte ihn nicht ernstgenommen. Möglicherweise. Aber er war nun mal nicht im Fernsehzeitalter aktiv, sondern im Zeitalter der Massendemonstrationen, -kundgebungen und -aufmärsche. Und dafür war er beileibe der "richtige" - er war derjenige, für den die Massen mittels dieser Medien empfänglich waren. Später kam noch der "Volksempfänger" dazu, aber da saß er schon fest im Sattel und daher spielt das bei dieser Betrachtung keine Rolle.

Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand findet, für den die Massen mit Hilfe des Mediums Fernsehn gleichermaßen empfänglich sind. Möglicherweise ist er sogar schon gefunden. Möglicherweise.