Wednesday, May 04, 2005

Bestgehütetes Geheimnis der westlichen Zivilisation?

Die Rolle der Scholastiker bei die Entwicklung der Österreichischen Schule der Ökonomie sollte jedem Libertären zumindest vom Begriff her bekannt sein.

Die mittelalterliche Kirche spielte jedoch eine noch viel weitergehende Rolle beim Aufbau der westlichen Zivilisation, wie der amerikanische Historiker Thomas Woods om einer Vorstellung seines neuen Buches "How the Catholic Church Built Western Civilisation" darstellt.

Hier einige Auszüge aus dem Artikel, von mir übersetzt:
===========================

Die Behauptung, daß die Kirche eine positive Rolle in der Entwicklung der Wissenschaft spielte, ist inzwischen absolutes Mainstream-Wissen, auch wenn es dieser neue Konsensus noch nicht geschafft hat, in das Bewußtsein der Allgemeinheit einzusickern. [...] Es waren in der Tat wichtige Aspekte der christlichen Weltsicht, die dafür verantwortlich sind, daß es der Westen war, in dem die Wissenschaft einen derartigen Erfolg als selbsttragende Unternehmung feierte. Nicht-christliche Kulturen besaßen nicht dieselben philosphischen Werkzeuge und waren tatsächlich durch konzeptionelle Rahmenbedingungen an der Entwicklung der Wissenschaft gehindert.

[...]

Die Kirche spielte auch eine unverzichtbare Rolle in einer anderen wesentlichen Entwicklung der westlichen Zivilisation: In der Schaffung der Universität. Die Universität war ein völlig neues Phänomen in der europäischen Geschichte. Nichts vergleichbares hatte im antiken Griechenland oder Rom existiert. [...] Die Kirche war, laut dem Historiker Lowrie Daly, "die einzige Institution in Europa die ein beständiges Interesse an der Erhaltung und Kultivierung des Wissens zeigte".

Die Päpste und andere Kirchenmänner zählten die Universitäten zu den großen Juwelen der christlichen Zivilisation.

[...]

Unter den allerwichtigsten mittelalterlichen Beiträgen zur Wissenschaft war die im wesentlichen freie Forschung, wo Gelehrte Thesen debattieren und diskutieren konnten, und wo die Nützlichkeit der menschlichen Vernunft als selbstverständlich vorausgesetzt wurde.

Es war der vorherrschende und tiefsitzende Forschergeist, als natürliche Konsequenz der Betonung der Vernunft im Mittelalter, der es der westlichen Zivilisation ermöglichte, Natur- und Geisteswissenschaften in einer einzigartigen Weise zu entwickeln.

Dies ist ein Geschenk des Mittelalters an die moderne Welt, ein Geschenk, daß möglicherweise niemals anerkannt werden wird. Vielleicht wird es für immer den Status behalten, den es in den vergangenen vier Jahrhunterten innehielt, als bestgehütetes Geheimnis der westlichen Zivilisation.

Tuesday, May 03, 2005

None of the Above

Der britische Humor ist zwar im Niedergang begriffen, aber wenn die Situation völlig trostlos ist, lebt er offenbar nochmal auf.

Am kommenden Donnerstag wählt Großbritannien – vermutlich wird die neue Regierung die alte sein.

Im Windschatten dieses Nicht-Events taucht, wie schon seit vielen Wahlen, eine
Kohorte von politischen Exzentrikern
auf, die das Trauerspiel humoristisch ein wenig auflockern.

Viele der verrückten Kleinparteien haben zwar nur sozialistischen Schmarrn im Sinn, aber immerhin tragen sie ihn lustig vor. David Bishop z.B. von der "Church of the Militant Elvis" Partei würde in die Antarktis gehen und den Eisbergen "stop melting" zubrüllen. "Bringt zwar nicht viel, ist aber mehr, als was Busch un Blair tun".

Auch der schwarze Humor kommt nicht zu kurz. Die "Dungeons Death and Taxes" Partei verlangt die Rückkehr der Todesstrafe. Wer Abfall auf die Straße wirft, soll gehängt werden; Mörder und Leute, die falsche Abkürzungen beim text messaging verwenden, sollen ausgeweidet werden. Außerdem würden diese Partei den Erzfeind Frankreich besetzen lassen.

Eher libertär gibt sich die "Millennium Bean Party" (achtung, typisch britischer Kalauer: "The party for human beans"), die verspricht, "niemals eine Regierung zu bilden".

Der Klassiker unter den Kleinparteien auf der Insel ist die "Official Monster Raving Loony"("Offizielle Monströse Wahnsinnig Verrückte") Partei. (Motto: "Vote for Insanity, You Know it Makes Sense"). Sie feiern ihren Gründer, den 1999 verstorbenen "Screaming Lord Sutch" als den "erfolglosesten Politiker aller Zeiten". In ihrem Wahlprogramm versprechen sie eine 99-Pence Münze, "um am Kleingeld zu sparen". Als parlamentarische Reform schlagen sie vor, das manchmal widerspenstige House of Lords in ein "House of Cards" (Kartenhaus) zu verwandeln, damit die Regierung es leichter hat, "mit ihm umzugehen" bzw. "es auszuteilen" (beides in der Bedeutung des Begriffes "to deal with" beinhaltet). Klassengrößen sollen reduziert werden, indem die Klassenräume verkleinert werden und die Schüler zusammenrücken müssen.

Die Loonies haben aber auch einen ernsthaften Vorschlag. Als Regierungspartei würden sie die Wahlmöglichkeit "None of the Above" auf allen Wahlzetteln vorschreiben. Wenn "None of the Above" gewinnen sollte, muß die Wahl wiederholt werden, und keiner der bisherigen Kandidaten dürfte an der Wiederholung teilnehmen. (Sie bekämen aber einen Button mit der Aufschrift "I’m not even the best of a bad lot".)

Sunday, May 01, 2005

Sonntagswort 1. Mai 2005

Wenn Übeltäter mir nahen, mein Fleisch zu fressen, meine Bedränger und meine Feinde, so sind sie es, die straucheln und fallen.

Wenn sich ein Heer gegen mich lagert, so fürchtet sich mein Herz nicht; wenn sich auch Krieg gegen mich erhebt, trotzdem bin ich verstrauensvoll.


(Psalm 27: 2,3)