Saturday, June 18, 2005

Faszinierend: alte sumerische Texte übersetzt

Auf dieser Website kann man alte sumerische Texte finden, ins Englische übersetzt. (Den Hinweis darauf fand ich bei Spiegel Online.)

Ich habe mal ein wenig reingeschaut und bin fasziniert. Hier z.B. findet sich eine Geschichte über ein Mädchen, das partout nicht den von ihrem Bruder (ein Krieger - Repräsentant der Staatsmacht?) empfohlenen Schafhirten heiraten will, sondern statt dessen einen Bauern.

Findet sich hier eine frühe Version der archetypischen Geschichte vom prähistorischen Wandel der Menschheit vom Nomadentum zur Seßhaftigkeit wieder, ähnlich wie in der Geschichte von Kain und Abel? Auch im sumerischen Text kommt es im Ansatz zum Streit zwischen dem Bauern und dem Hirten, dieser jedoch kulminiert nicht in Mord.

Aber auch hier (wie in der Bibel) scheint der Bauer zu "gewinnen" (wenn auch ohne Sünde), denn das Mädchen ist fest entschlossen, ihn zu heiraten und nicht den Hirten.

Heute vor 190 Jahren: Nach Waterloo begann der Aufschwung und 99 Jahre Frieden

Heute vor 190 Jahren fand auf einem Feld im heutigen Belgien die Schlacht bei Waterloo statt. Damit ging das erste sozialistische Großexperiment Europas, begonnen mit der Französichen Revolution, zu Ende. Solange die Schrecken dieser Zeit noch in lebendiger Erinnerung waren, die blutigen Kriege, die Willkürherrschaft, die Freiheitseinschränkungen, solange hatte der Geist des Laissez Faire eine gute Chance, schreibt Jim Powell in einem
Aufsatz über die Geschichte des 19. Jahrhunderts
. Vielfach wurden Regierungsinterventionen zurückgedrängt (man denke nur an die Abschaffung der englischen Getreidezölle durch den Manchesterliberalen Richard Cobden). Der Handel, befreit von Restriktionen, erlebte einen massiven Aufschwung, woraufhin der allgemeine Wohlstand zunahm. Die letzte katastrophale Hungersnot Westeuropas suchte in den 1840er Jahren Irland heim.

Der Sozialismus war auf dem Feld besiegt worden, nicht jedoch in den Salons der aufstrebenden Intelligenzia. Diese sorgte dafür, daß sich sozialistisches Gedankengut wieder in die Köpfe der Menschen einschlich. Die im 18. Jahrhundert gemachte Entdeckung, daß es auch in der Sphäre des Gesellschaftlichen (Markt-)Kräfte gibt, die zu mißachten genauso gefährlich, ja tödlich sein kann wie die Mißachtung von Naturgesetzen, ging in der Euphorie eines neuerwachten, utopischen Machbarkeitswahnes fast gänzlich unter.

Genau wie heute Regierungen jedem Klimaskatastrophenpropheten gerne glauben, der ihnen erzählt, daß sie noch viel mehr tun müssen, um die drohende Gefahr abzuwenden, glaubten auch damals die Regierungen gerne jedes Wort, das ihnen eine quasi-göttliche Rolle in der Gestaltung des Schicksals von Millionen von Menschen zuschustern wollte.

In den USA, damals lediglich ein erweitertes Europa, dauerte dieser Prozeß etwas länger, weil dort ein größerer Teil der Bevölkerung als auf dem "alten" Kontinent die Prinzipien der Freiheit verinnerlicht hatte. Dafür gelang der Durchbruch der Etatisten, als sie schließlich stark genug waren, um so fulminanter im Bürgerkrieg 1861/65, der aufgrund der Machtgelüste der Washingtoner Bundesregierung unter Führung von Präsident Lincoln losgetreten wurde.

Lord Acton (jener mit dem Spruch über die Macht, die korrumpiert, und die absolute Macht, die absolut korrumpiert) schrieb an General Lee von den Südstaatlern nach deren Kapitulation: "Ich trauere um das, was bei Richmond verloren ging mehr als ich mich über das freue, was bei Waterloo gerettet wurde."

Der Visionär sollte auf eine Weise recht behalten, die selbst er wohl in seinen schlimmsten Befürchtungen nicht für möglich gehalten hätte: der Aufstieg des Sozialismus und des Etatsimus kulminierte vorläufig im Ersten Weltkrieg 1914/18, dessen Verlauf und Folgen maßgeblich vom späten Eintritt der USA auf Seiten Englands, Frankreichs und Rußlands geprägt wurde.

Kann uns ein weiteres Waterloo wieder vor dem Sozialismus retten? Wohl kaum, jedenfalls nicht in der oder ähnlichen Form. Denn schon lange vor dem "modernen Waterloo" am 9.11.1989 in Berlin hatten alle ernstzunehmenden Sozialisten gelernt, daß mit direkter, offener Gewalt ihre Macht nicht ewig zu halten ist. Deshalb haben sie sich schon lange auf andere, indirektere und "friedliche" Maßnahmen konzentriert: staatliches Geldmonopol und Trennung des Geldes von Realwerten, Heranzüchten von Lobbyvereinen auf Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite, Züchtung von Staatstreue und Etatsimus an staatlichen Schulen bzw. mittels staatlicher Curricula, Beherrschung der Massenmedien und langsame, aber stetige Zunahme staatlicher Regulierungen. Hinzu kommt in Europa die Besonderheit der Schaffung eines europäischen Superstaates, um so das durch ihre etatistischen Programme entstehende nationalistische Konfliktpotential einigermaßen friedlich zu kanaliseren (und um weitere "Aufgaben" zu (er)finden, für die der Steuerzahler blechen darf).

Aber irgendein "Waterloo" wird auch diese Sozialisten ereilen, irgendwann. Denn, wie gesagt, die Gesetze des Marktes zu mißachten, zu übergehen oder zu unterdrücken ist genauso gefährlich oder gar tödlich wie das Ignorieren von Naturgesetzen.

Wednesday, June 15, 2005

Mises: Die Legende vom Versagen des Kapitalismus

Auf der Seite www.mises.de ist vor kurzem ein weiterer Artikel von Ludwig von Mises veröffentlicht worden, der bislang den wenigsten zugänglich gewesen sein dürfte: "Die Legende vom Versagen des Kapitalismus" aus dem Jahr 1932 (also zur Zeit der "Weltwirtschaftskrise", die allgemein als "Versagen des Kapitalismus" aufgefaßt wurde und auch heute noch vielfach so aufgefaßt wird).

Hier einige Zitate aus diesem Text, der, wie man es bei von Mises gewohnt ist, intellektuell und literarisch ein Leckerbissen ist.

"Als es noch keine Nationalökonomie gab, glaubte man, daß dem, der Macht hat und gewillt ist, sie zu gebrauchen, alles gelingen könne.

[...]

Die Begründung der Gesellschaftswissenschaft, das Werk einer langen Reihe hoher Geister, aus der die Namen David Hume und Adam Smith am hellsten strahlen, hat diese Auffassung zerstört. Man entdeckte, daß gesellschaftliche Macht ein Geistiges und nicht, wie man gemeint hatte, ein Materielles und im groben Sinne des Wortes Reales sei. Und man erkannte, daß es eine notwendige Verbundenheit der Markterscheinungen gibt, die die Macht nicht zu zerreißen vermag. Man erfuhr damit, daß auch im Gesellschaftlichen etwas wirksam ist, das der Mächtige nicht beugen kann und dem er sich, wenn er Erfolg haben will, geradeso fügen muß wie den Naturgesetzen. In der Geschichte des menschlichen Denkens und der Wissenschaften gibt es keine größere Entdeckung. [Hervorhebung von mir.]


Von der Erkenntnis der Marktgesetze ausgehend, zeigt die Nationalökonomie, was für eine Bewandtnis es mit den Eingriffen der gesellschaftlichen Macht- und Gewaltfaktoren in die Marktvorgänge hat. Der isolierte Eingriff kann die Absicht, die die Obrigkeit mit seiner Setzung anstrebt, nicht erreichen und muß zu Wirkungen führen, die vom Standpunkt der Obrigkeit nicht erwünscht sind. Er ist daher im Sinne seiner Urheber selbst zwecklos und schädlich. Von dieser Erkenntnis aus gelangt man dann, wenn man das Handeln nach den Ergebnissen des wissenschaftlichen Denkens ausrichten will — und wir denken doch nicht nur, weil wir Erkenntnisse um ihrer selbst willen suchen, sondern auch, weil wir unser Handeln so einrichten wollen, daß wir die von uns angestrebten Ziele erreichen — unausweichlich zu jener Ablehnung dieser Eingriffe als überflüssig, nutzlos und schädlich, die die liberale Lehre kennzeichnet.

[...]

Diese Auffassung des Liberalismus hat erbitterte Gegnerschaft gefunden. Doch es ist den Gegnern des Liberalismus nicht gelungen, die ihm zugrunde liegende Theorie und seine Nutzanwendung dieser Theorie zu widerlegen. Sie haben sich gegen die zermalmende Kritik, die die Liberalen an ihren Entwürfen geübt haben, nicht durch logische Zurückweisung, sondern durch Ausflüchte zu wehren gesucht.

[...]

Die Nationalökonomie hat die Folgen des Interventionismus und des Staats- und Kommunal-Sozialismus genau so vorausgesagt wie sie eingetroffen sind. Alle diese Warnungen wurden mißachtet. Seit fünfzig oder sechzig Jahren ist die Politik der europäischen Staaten antikapitalistisch und antiliberal.

[...]

Nun, da genau das eingetroffen ist, was die Nationalökonomie vorausgesagt hat, da die Früchte der antikapitalistischen Wirtschaftspolitik sichtbar geworden sind, ertönt allenthalben der Ruf: das ist der Niedergang des Kapitalismus, das kapitalistische System hat versagt!

[...]

Die Argumentation, mit der man dazu gelangt, die Verantwortlichkeit des Kapitalismus wenigstens für einen Teil dieser Dinge zu konstruieren, geht davon aus, daß Unternehmer und Kapitalisten nicht mehr liberal sind, sondern interventionistisch und etatistisch. Die Tatsache ist richtig; die Schlüsse, die man aus ihr ziehen will, sind verkehrt.

[...]

Im interventionistischen Staat ist es für den Erfolg eines Unternehmens nicht mehr von entscheidender Wichtigkeit, daß der Betrieb so geführt wird, daß er die Bedürfnisse der Verbraucher am besten und billigsten befriedigt; viel wichtiger ist es, daß man so "gute Beziehungen" zu den maßgebenden politischen Faktoren hat, daß die Interventionen zum Vorteil und nicht zum Nachteil des Unternehmens ausschlagen.

[...]

So gelangen denn an die Spitze der Unternehmungen nicht mehr Männer, die es verstehen, die Betriebe zu organisieren und der Produktion jene Richtung zu weisen, die die Marktlage verlangt, sondern Männer, die "oben" und "unten" gut angeschrieben sind, Männer, die es verstehen, mit der Presse und mit allen politischen Parteien, besonders mit den radikalen, so gut zu leben, daß sie und ihr Betrieb keinen Anstoß erregen. Das ist jene Klasse von Generaldirektoren, die öfter mit Staatswürdenträgern und Parteiführern verhandeln als mit jenen, von denen sie einkaufen oder an die sie verkaufen.

[...]

Die Krise, unter der die Welt heute leidet, ist die Krise des Interventionismus und des Staats- und Kommunalsozialismus, kurz: der antikapitalistischen Politik."

Und so, füge ich in aller Bescheidenheit hinzu, ist es noch heute.

Sunday, June 12, 2005

Sonntagswort, 12.06.2005

Da spricht Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen? Jesus antwortete: Du hättest keinerlei Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre;

Johannes, 19: 10, 11