Mit St. Georg gegen den eigenen Drachen
Gestern habe ich darüber die geschrieben, was passiert, wenn man sich einseitig der tiefenspychologischen "Mutter" hingibt (was sich äußerlich in einer Hingabe an eine "Mutter"-Religion äußert, wie z.B. heutzutage dem "Ökologismus").
Heute ist der Tag von St. Georg, dem Schutzheiligen Englands (und einiger anderer Länder, Regionen, Organisationen). Und das ist eine prima Gelegenheit, aufzuzeigen, wie man sich von der dunklen Seite der tiefenpsychologischen "Mutter" lösen kann. Denn der legendäre St. Georg tötete bekanntlich einen Drachen. Und dieser Drachen steht für alles bösartige, dunkle, verwerfliche.
Der historische Georg soll ein römischer Soldat der persönlichen Garde Kaiser Diocletians gewesen sein – und ihm gegenüber gegen die Christenverfolgung protestiert haben, wofür er dann gefoltert und schließlich geköpft wurde.
DieserLink macht deutlich, daß die Legende beispielgebend für die persönliche Entwicklung, das eigene Erwachsenwerden sein soll:
"Wir alle haben einen Drachen in uns, den wir zu besiegen haben. Es kann der Stolz sein, oder Zorn, oder Faulheit, oder Gefräßigkeit oder etwas anderes."
Wer den eigenen Drachen nicht bekämpft, trägt dazu bei, daß letztlich ein "äußerer" Drachen sein häßliches Haupt erhebt und Unschuldige massenhaft verschlingt. Im letzten Jahrhundert waren das z.B. Hitler, Stalin, Mao und Pol Pot.
Das tiefenpsychologische Bild vom Kampf gegen ein Ungeheuer (mit anschließendem Gewinn eines Preises – einer Jungfrau, einem Schatz, mehr Wissen o.ä.) taucht in vielen Kulturen auf, so auch in der altgriechischen und der germanischen. Und immer ist es ein männliches Prinzip, womit das Ungeheuer besiegt wird.
Meist findet dies etwas krude mit Hilfe einer scharfen Waffe statt, mit dem das Ungeheuer "penetriert" wird. Aber es gibt auch Ausnahmen, wie z.B. bei der Versuchung Christi durch den Teufel. Hier wird das Ungeheuer durch den ständig wiederholten Verweis auf das eine oder andere (Vater-)göttliche Gesetz überwunden und besiegt (aber, bezeichnenderweise, nicht "vernichtet".)
Es muß auch nicht immer ein männlicher Held sein, der das Ungeheuer besiegt. Im Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein, von Roland Baader passenderweise als Vorlage für den Titel seines Buches über die tödlichen Gefahren der Illusion eines besiegten Sozialismus verwendet, ist es die Mutter, die den Wolf tötet (wenn auch "nur" indirekt und bezeichnenderweise mit Hilfe eines scharfen Gegenstandes, einer Schere).
Diese alten Legenden, Märchen und biblischen Geschichten wollen uns eines sagen: Wer einer objektiven, äußerlichen Bedrohung seines Lebens erfolgreich entgegentreten will, muß erst erwachsen werden. Und das bedeutet, man muß erst die innere, dunkle, verschlingende "Mutter" im eigenen Selbst besiegen.
Zum Abschluß hier ein phantastisches Bild des Künstlers John Howe, eine Szene aus dem Fantasy-Roman "Der Herr der Ringe" von J.R.R. Tolkien, womit das oben gesagte brilliant dargestellt wird. (Der "Preis" für den Zauberer Gandalf nach dem Sieg ist eine neues Leben, eine tiefere Weisheit und noch größere Zauberkraft.)