Thursday, August 04, 2005

Die besten Jahre des 20. Jahrhunderts?

In einem kürzlich erschienenen Spiegel-Online-Interview mit Leon de Winter über den islamischen Terrorismus und die "Naivität" der Europäer im Umgang damit stellt de Winter nebenbei eine gewagte These auf: Die Zeit zwischen dem Fall der Berliner Mauer und dem Anschlag auf die WTC-Türme "waren zwölf herrliche Jahre, die besten des 20. Jahrhunderts. Vielleicht die besten, die Europa je hatte." Diese Zeit sei "ein wunderbarer Traum" gewesen.

Merkwürdig: Ich habe die Zeit eher als Albtraum in Erinnerung. Meine "Traumzeit" war schon im August 1990 zu Ende, als der Irak in Kuwait einmarschierte. Danach ging es "fröhlich" weiter mit dem Zusammenbruch Jugoslawiens und dem begeitenden Rückfall in die Barbarei, Brandanschläge auf Ausländerwohnungen in Deutschland (insbesondere in der Ex-DDR), erstes (gescheitertes) Attentat auf das WTC, blutiger Einsatz der USA in Somalia, eine wahre Blutorgie in Zentralafrika, blutige Niederschlagung eines Aufstandes in Tschetchenien ...

Das alles als "wunderbaren Traum" zu bezeichnen, kann nur mit Amnesie oder "Vogel-Strauß-Perspektive" erklärt werden (wenn man völligen Wahnsinn ausschließt).

Um einiges besser für Europa müssen im 20. Jahrhundert - trotz Balkankrisen und Kanonenbootdiplomatie - dessen ersten 14 Jahre bis zum Katastrophensommer gewesen sein, als jene Lichter in Europa ausgingen, die weder die damalige, noch jede folgende Generation hat wieder leuchten sehen.

Und was ist mit der Zeit davor? Die Zeit zwischen den internen Unruhen europaweit 1848/49 und 1900? Nur auf der fernen Krim mal ein bißchen Geplänkel (nach heutigen Maßstäben), ein deutsch-französischer Operettenfeldzug und ansonsten Friede, Freude und sehr viel Eierkuchen.

Ich bin kein Historiker, aber ich bin sicher, es lassen sich noch viele andere Jahrzehnte in den letzen 1000 Jahren Europas finden, die besser waren als jene 12 Jahre von 1989 bis 2001.

Tuesday, August 02, 2005

Al im Wunderland der "Mächtigen"

"Mit dem Alter kommt das zunehmende Gefühl, daß dies das Wunderland ist, und ich Alice - na gut, Al", schreibt Paul Hein in diesem Artikel.

Allein für diesen Satz gehört er hier lobend erwähnt. Der Anlaß für diese Beobachtung ist die wahrlich bescheuerte Liste von angeblich "mächtigsten Frauen der Welt", die von der US-Außenministerin Condolezza Rice angeführt wird und in der Oprah Winfrey unter den ersten zehn rangiert.

Hein stellt den Begriff "mächtig", im Sinne von Personen, die Einfluß auf unser individuelles Leben haben, vom Kopf auf die Füße:

"Es ist so einfach zu glauben, daß wichtige Dinge von mächtigen Menschen gatan werden. Aber Menschen - ganz einfache Menschen - können, ohne es zu wissen, oder zu wollen, das Leben anderer verändern, und tun dies auch. In Wahrheit sind wir alle "mächtige" Menschen, auch wenn wir uns nicht auf Zeitschriften-Cover sehen oder unseren Namen auf Krösus-Listen. Und die Menschen, die einen Einfluß auf unser Leben ausüben, den wir gerne sehen und anerkennen, sind nicht berühmt oder reich; sie sind unsere Familie, Nachbarn, Kollegen, Freunde. Sie, lieber Leser, sind für mich eine mächtigere und wichtigere Person als Brenda Barnes - wer immer sie ist!"

Sunday, July 31, 2005

Sonntagswort, 31.07.2005

Die Gewalttat der Gottlosen reißt sie mit weg, denn sie weigern sich, das Rechte zu tun.

Sprüche 21,7