Saturday, June 18, 2005

Heute vor 190 Jahren: Nach Waterloo begann der Aufschwung und 99 Jahre Frieden

Heute vor 190 Jahren fand auf einem Feld im heutigen Belgien die Schlacht bei Waterloo statt. Damit ging das erste sozialistische Großexperiment Europas, begonnen mit der Französichen Revolution, zu Ende. Solange die Schrecken dieser Zeit noch in lebendiger Erinnerung waren, die blutigen Kriege, die Willkürherrschaft, die Freiheitseinschränkungen, solange hatte der Geist des Laissez Faire eine gute Chance, schreibt Jim Powell in einem
Aufsatz über die Geschichte des 19. Jahrhunderts
. Vielfach wurden Regierungsinterventionen zurückgedrängt (man denke nur an die Abschaffung der englischen Getreidezölle durch den Manchesterliberalen Richard Cobden). Der Handel, befreit von Restriktionen, erlebte einen massiven Aufschwung, woraufhin der allgemeine Wohlstand zunahm. Die letzte katastrophale Hungersnot Westeuropas suchte in den 1840er Jahren Irland heim.

Der Sozialismus war auf dem Feld besiegt worden, nicht jedoch in den Salons der aufstrebenden Intelligenzia. Diese sorgte dafür, daß sich sozialistisches Gedankengut wieder in die Köpfe der Menschen einschlich. Die im 18. Jahrhundert gemachte Entdeckung, daß es auch in der Sphäre des Gesellschaftlichen (Markt-)Kräfte gibt, die zu mißachten genauso gefährlich, ja tödlich sein kann wie die Mißachtung von Naturgesetzen, ging in der Euphorie eines neuerwachten, utopischen Machbarkeitswahnes fast gänzlich unter.

Genau wie heute Regierungen jedem Klimaskatastrophenpropheten gerne glauben, der ihnen erzählt, daß sie noch viel mehr tun müssen, um die drohende Gefahr abzuwenden, glaubten auch damals die Regierungen gerne jedes Wort, das ihnen eine quasi-göttliche Rolle in der Gestaltung des Schicksals von Millionen von Menschen zuschustern wollte.

In den USA, damals lediglich ein erweitertes Europa, dauerte dieser Prozeß etwas länger, weil dort ein größerer Teil der Bevölkerung als auf dem "alten" Kontinent die Prinzipien der Freiheit verinnerlicht hatte. Dafür gelang der Durchbruch der Etatisten, als sie schließlich stark genug waren, um so fulminanter im Bürgerkrieg 1861/65, der aufgrund der Machtgelüste der Washingtoner Bundesregierung unter Führung von Präsident Lincoln losgetreten wurde.

Lord Acton (jener mit dem Spruch über die Macht, die korrumpiert, und die absolute Macht, die absolut korrumpiert) schrieb an General Lee von den Südstaatlern nach deren Kapitulation: "Ich trauere um das, was bei Richmond verloren ging mehr als ich mich über das freue, was bei Waterloo gerettet wurde."

Der Visionär sollte auf eine Weise recht behalten, die selbst er wohl in seinen schlimmsten Befürchtungen nicht für möglich gehalten hätte: der Aufstieg des Sozialismus und des Etatsimus kulminierte vorläufig im Ersten Weltkrieg 1914/18, dessen Verlauf und Folgen maßgeblich vom späten Eintritt der USA auf Seiten Englands, Frankreichs und Rußlands geprägt wurde.

Kann uns ein weiteres Waterloo wieder vor dem Sozialismus retten? Wohl kaum, jedenfalls nicht in der oder ähnlichen Form. Denn schon lange vor dem "modernen Waterloo" am 9.11.1989 in Berlin hatten alle ernstzunehmenden Sozialisten gelernt, daß mit direkter, offener Gewalt ihre Macht nicht ewig zu halten ist. Deshalb haben sie sich schon lange auf andere, indirektere und "friedliche" Maßnahmen konzentriert: staatliches Geldmonopol und Trennung des Geldes von Realwerten, Heranzüchten von Lobbyvereinen auf Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite, Züchtung von Staatstreue und Etatsimus an staatlichen Schulen bzw. mittels staatlicher Curricula, Beherrschung der Massenmedien und langsame, aber stetige Zunahme staatlicher Regulierungen. Hinzu kommt in Europa die Besonderheit der Schaffung eines europäischen Superstaates, um so das durch ihre etatistischen Programme entstehende nationalistische Konfliktpotential einigermaßen friedlich zu kanaliseren (und um weitere "Aufgaben" zu (er)finden, für die der Steuerzahler blechen darf).

Aber irgendein "Waterloo" wird auch diese Sozialisten ereilen, irgendwann. Denn, wie gesagt, die Gesetze des Marktes zu mißachten, zu übergehen oder zu unterdrücken ist genauso gefährlich oder gar tödlich wie das Ignorieren von Naturgesetzen.

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