Mises: Die Legende vom Versagen des Kapitalismus
Auf der Seite www.mises.de ist vor kurzem ein weiterer Artikel von Ludwig von Mises veröffentlicht worden, der bislang den wenigsten zugänglich gewesen sein dürfte: "Die Legende vom Versagen des Kapitalismus" aus dem Jahr 1932 (also zur Zeit der "Weltwirtschaftskrise", die allgemein als "Versagen des Kapitalismus" aufgefaßt wurde und auch heute noch vielfach so aufgefaßt wird).
Hier einige Zitate aus diesem Text, der, wie man es bei von Mises gewohnt ist, intellektuell und literarisch ein Leckerbissen ist.
"Als es noch keine Nationalökonomie gab, glaubte man, daß dem, der Macht hat und gewillt ist, sie zu gebrauchen, alles gelingen könne.
[...]
Die Begründung der Gesellschaftswissenschaft, das Werk einer langen Reihe hoher Geister, aus der die Namen David Hume und Adam Smith am hellsten strahlen, hat diese Auffassung zerstört. Man entdeckte, daß gesellschaftliche Macht ein Geistiges und nicht, wie man gemeint hatte, ein Materielles und im groben Sinne des Wortes Reales sei. Und man erkannte, daß es eine notwendige Verbundenheit der Markterscheinungen gibt, die die Macht nicht zu zerreißen vermag. Man erfuhr damit, daß auch im Gesellschaftlichen etwas wirksam ist, das der Mächtige nicht beugen kann und dem er sich, wenn er Erfolg haben will, geradeso fügen muß wie den Naturgesetzen. In der Geschichte des menschlichen Denkens und der Wissenschaften gibt es keine größere Entdeckung. [Hervorhebung von mir.]
Von der Erkenntnis der Marktgesetze ausgehend, zeigt die Nationalökonomie, was für eine Bewandtnis es mit den Eingriffen der gesellschaftlichen Macht- und Gewaltfaktoren in die Marktvorgänge hat. Der isolierte Eingriff kann die Absicht, die die Obrigkeit mit seiner Setzung anstrebt, nicht erreichen und muß zu Wirkungen führen, die vom Standpunkt der Obrigkeit nicht erwünscht sind. Er ist daher im Sinne seiner Urheber selbst zwecklos und schädlich. Von dieser Erkenntnis aus gelangt man dann, wenn man das Handeln nach den Ergebnissen des wissenschaftlichen Denkens ausrichten will — und wir denken doch nicht nur, weil wir Erkenntnisse um ihrer selbst willen suchen, sondern auch, weil wir unser Handeln so einrichten wollen, daß wir die von uns angestrebten Ziele erreichen — unausweichlich zu jener Ablehnung dieser Eingriffe als überflüssig, nutzlos und schädlich, die die liberale Lehre kennzeichnet.
[...]
Diese Auffassung des Liberalismus hat erbitterte Gegnerschaft gefunden. Doch es ist den Gegnern des Liberalismus nicht gelungen, die ihm zugrunde liegende Theorie und seine Nutzanwendung dieser Theorie zu widerlegen. Sie haben sich gegen die zermalmende Kritik, die die Liberalen an ihren Entwürfen geübt haben, nicht durch logische Zurückweisung, sondern durch Ausflüchte zu wehren gesucht.
[...]
Die Nationalökonomie hat die Folgen des Interventionismus und des Staats- und Kommunal-Sozialismus genau so vorausgesagt wie sie eingetroffen sind. Alle diese Warnungen wurden mißachtet. Seit fünfzig oder sechzig Jahren ist die Politik der europäischen Staaten antikapitalistisch und antiliberal.
[...]
Nun, da genau das eingetroffen ist, was die Nationalökonomie vorausgesagt hat, da die Früchte der antikapitalistischen Wirtschaftspolitik sichtbar geworden sind, ertönt allenthalben der Ruf: das ist der Niedergang des Kapitalismus, das kapitalistische System hat versagt!
[...]
Die Argumentation, mit der man dazu gelangt, die Verantwortlichkeit des Kapitalismus wenigstens für einen Teil dieser Dinge zu konstruieren, geht davon aus, daß Unternehmer und Kapitalisten nicht mehr liberal sind, sondern interventionistisch und etatistisch. Die Tatsache ist richtig; die Schlüsse, die man aus ihr ziehen will, sind verkehrt.
[...]
Im interventionistischen Staat ist es für den Erfolg eines Unternehmens nicht mehr von entscheidender Wichtigkeit, daß der Betrieb so geführt wird, daß er die Bedürfnisse der Verbraucher am besten und billigsten befriedigt; viel wichtiger ist es, daß man so "gute Beziehungen" zu den maßgebenden politischen Faktoren hat, daß die Interventionen zum Vorteil und nicht zum Nachteil des Unternehmens ausschlagen.
[...]
So gelangen denn an die Spitze der Unternehmungen nicht mehr Männer, die es verstehen, die Betriebe zu organisieren und der Produktion jene Richtung zu weisen, die die Marktlage verlangt, sondern Männer, die "oben" und "unten" gut angeschrieben sind, Männer, die es verstehen, mit der Presse und mit allen politischen Parteien, besonders mit den radikalen, so gut zu leben, daß sie und ihr Betrieb keinen Anstoß erregen. Das ist jene Klasse von Generaldirektoren, die öfter mit Staatswürdenträgern und Parteiführern verhandeln als mit jenen, von denen sie einkaufen oder an die sie verkaufen.
[...]
Die Krise, unter der die Welt heute leidet, ist die Krise des Interventionismus und des Staats- und Kommunalsozialismus, kurz: der antikapitalistischen Politik."
Und so, füge ich in aller Bescheidenheit hinzu, ist es noch heute.
Hier einige Zitate aus diesem Text, der, wie man es bei von Mises gewohnt ist, intellektuell und literarisch ein Leckerbissen ist.
"Als es noch keine Nationalökonomie gab, glaubte man, daß dem, der Macht hat und gewillt ist, sie zu gebrauchen, alles gelingen könne.
[...]
Die Begründung der Gesellschaftswissenschaft, das Werk einer langen Reihe hoher Geister, aus der die Namen David Hume und Adam Smith am hellsten strahlen, hat diese Auffassung zerstört. Man entdeckte, daß gesellschaftliche Macht ein Geistiges und nicht, wie man gemeint hatte, ein Materielles und im groben Sinne des Wortes Reales sei. Und man erkannte, daß es eine notwendige Verbundenheit der Markterscheinungen gibt, die die Macht nicht zu zerreißen vermag. Man erfuhr damit, daß auch im Gesellschaftlichen etwas wirksam ist, das der Mächtige nicht beugen kann und dem er sich, wenn er Erfolg haben will, geradeso fügen muß wie den Naturgesetzen. In der Geschichte des menschlichen Denkens und der Wissenschaften gibt es keine größere Entdeckung. [Hervorhebung von mir.]
Von der Erkenntnis der Marktgesetze ausgehend, zeigt die Nationalökonomie, was für eine Bewandtnis es mit den Eingriffen der gesellschaftlichen Macht- und Gewaltfaktoren in die Marktvorgänge hat. Der isolierte Eingriff kann die Absicht, die die Obrigkeit mit seiner Setzung anstrebt, nicht erreichen und muß zu Wirkungen führen, die vom Standpunkt der Obrigkeit nicht erwünscht sind. Er ist daher im Sinne seiner Urheber selbst zwecklos und schädlich. Von dieser Erkenntnis aus gelangt man dann, wenn man das Handeln nach den Ergebnissen des wissenschaftlichen Denkens ausrichten will — und wir denken doch nicht nur, weil wir Erkenntnisse um ihrer selbst willen suchen, sondern auch, weil wir unser Handeln so einrichten wollen, daß wir die von uns angestrebten Ziele erreichen — unausweichlich zu jener Ablehnung dieser Eingriffe als überflüssig, nutzlos und schädlich, die die liberale Lehre kennzeichnet.
[...]
Diese Auffassung des Liberalismus hat erbitterte Gegnerschaft gefunden. Doch es ist den Gegnern des Liberalismus nicht gelungen, die ihm zugrunde liegende Theorie und seine Nutzanwendung dieser Theorie zu widerlegen. Sie haben sich gegen die zermalmende Kritik, die die Liberalen an ihren Entwürfen geübt haben, nicht durch logische Zurückweisung, sondern durch Ausflüchte zu wehren gesucht.
[...]
Die Nationalökonomie hat die Folgen des Interventionismus und des Staats- und Kommunal-Sozialismus genau so vorausgesagt wie sie eingetroffen sind. Alle diese Warnungen wurden mißachtet. Seit fünfzig oder sechzig Jahren ist die Politik der europäischen Staaten antikapitalistisch und antiliberal.
[...]
Nun, da genau das eingetroffen ist, was die Nationalökonomie vorausgesagt hat, da die Früchte der antikapitalistischen Wirtschaftspolitik sichtbar geworden sind, ertönt allenthalben der Ruf: das ist der Niedergang des Kapitalismus, das kapitalistische System hat versagt!
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Die Argumentation, mit der man dazu gelangt, die Verantwortlichkeit des Kapitalismus wenigstens für einen Teil dieser Dinge zu konstruieren, geht davon aus, daß Unternehmer und Kapitalisten nicht mehr liberal sind, sondern interventionistisch und etatistisch. Die Tatsache ist richtig; die Schlüsse, die man aus ihr ziehen will, sind verkehrt.
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Im interventionistischen Staat ist es für den Erfolg eines Unternehmens nicht mehr von entscheidender Wichtigkeit, daß der Betrieb so geführt wird, daß er die Bedürfnisse der Verbraucher am besten und billigsten befriedigt; viel wichtiger ist es, daß man so "gute Beziehungen" zu den maßgebenden politischen Faktoren hat, daß die Interventionen zum Vorteil und nicht zum Nachteil des Unternehmens ausschlagen.
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So gelangen denn an die Spitze der Unternehmungen nicht mehr Männer, die es verstehen, die Betriebe zu organisieren und der Produktion jene Richtung zu weisen, die die Marktlage verlangt, sondern Männer, die "oben" und "unten" gut angeschrieben sind, Männer, die es verstehen, mit der Presse und mit allen politischen Parteien, besonders mit den radikalen, so gut zu leben, daß sie und ihr Betrieb keinen Anstoß erregen. Das ist jene Klasse von Generaldirektoren, die öfter mit Staatswürdenträgern und Parteiführern verhandeln als mit jenen, von denen sie einkaufen oder an die sie verkaufen.
[...]
Die Krise, unter der die Welt heute leidet, ist die Krise des Interventionismus und des Staats- und Kommunalsozialismus, kurz: der antikapitalistischen Politik."
Und so, füge ich in aller Bescheidenheit hinzu, ist es noch heute.
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