Thursday, February 01, 2007

Mises-Zitat über Kultur und "Neuverteiler"

"Our whole civilization rests on the fact that men have always succeeded in beating off the attack of the re-distributors."

Dieses Zitat stammt aus "Socialism" (ursprünglich "Die Gemeinwirtschaft"), Liberty Fund, 1981, S. 40.

Im Original heißt es:

"Unsere Kultur beruht darauf, daß es immer wieder gelungen ist, den Ansturm der Neuverteiler abzuschlagen."

Das Buch gibt es online auf Englisch hier. (Mit anderen Seitenzahlen allerdings. Das Zitat ist aus Kapitel 1.4: "Collective Ownership of the Means of Production"

Und auf Deutsch hier. (Als PDF-Datei; Zitat auf der 37. PDF-Seite.)

Sunday, January 21, 2007

Eisiger Lenin

Eine Expedition zum "Pol der Unerreichbarkeit", dem geographischen Zentrum der Antarktis, hat jetzt ihr Ziel erreicht.

Sie fanden eine Hinterlassenschaft der letzten Besucher dort, eine sowjetische Expedition des Jahres 1958. Diese hatte dort eine Büste Lenins aufgestellt, die, so die Neuankömmlinge, nach Moskau blickt. So etwa, könnte man meinen, wie ein Muslim nach Mekka beim Gebet.

Das ganze ist ziemlich skurril und erinnert an eine Science fiction Kurzgeschichte von Arthur C. Clarke ("The Sentinel"), wo eine Expedition auf dem Mond ein Artefakt einer uralten außerirdischen Zivilisation entdeckt. (Diese Geschichte bildete die Grundlage für den Film "2001 - Odyssee im Weltraum".)

Auch von der antarktischen Büste geht ein Signal aus: Die Kraft der Götzenanbetung ist immens.

Wednesday, December 27, 2006

Das Europäische Wunder - eine Folge von Christentum und rule of law

Der Historiker Ralph Raico untersucht in einem längeren Artikel auf mises.org die Frage, warum die Industrielle Revolution ausgerechnet in Europa, und in der Erweiterung Europas, insbesondere in den Vereinigten Staaten, stattfand und die Menschheit dort anfing, sich aus dem Ausgeliefertsein der Natur gegenüber, aus der "malthusianischen Falle" von immer wieder auftretenden verheerenden Hungersnöten und Seuchen zu befreien.

Zunächst verwirft Raico die marxistische Theorie des mehr oder weniger spontanen wissenschaftlichen Fortschritts, kombiniert mit einer "primitiven Akkumulation" von Kapital. Er zitiert den Historiker J.L. Anderson:

"Der wissenschaftliche und technische Stillstand, der den beachtenswerten Errungenschaften der Song-Dynastie folgte, oder das Aufblühen im frühen Islam zeigen, daß wissenschaftliche Forschung und Technologie nicht notwendigerweise in sich die Dynamik besitzen, die in der Erfahrung Europas angedeutet wird."

Raico zeigt dagegen auf, daß inzwischen eine ganze Reihe moderner Historiker einen ganz anderen Faktor für die Industrielle Revolution verantwortlich machen: eine jahrhundertelange Phase der relativen Abwesenheit politischen Zwangs.

Demnach ist die Industrielle Revolution nicht spontan aus dem Nichts entstanden, sondern war eine Folge einer Institution, die Sparsamkeit und Fleiß (englisch: "industry") begünstigte: die Herrschaft des Rechts (rule of law), die dem Individualismus und dem Schutz des Privateigentums förderlich war.

Für die Entstehung des Rule of Law war die Geographie Europas war sicherlich wichtig. Eine große Vielfalt von natürlichen Grenzen machte ein langfristiges Bestehen eines Flickenteppichs kleiner und kleinster Königreiche, Fürstentümer etc. möglich. Somit gab es über sehr lange Zeit in Europa einen heftigen Wettbewerb um die Besten und Leistungsfähigsten, was zu einer niedrigen und regelmäßigen Besteuerung und einer gerechten Gerichtsbarkeit führte sowie zu einer (repräsentativen) Mitbestimmung der Besteuerten über die Verwendung der Mittel. Das wiederum führte zu einem starken und den Regierungen gegenüber selbstbewußten Bürgertum.

Geographie als freiheitsförderlicher Faktor ist jedoch nicht unüberwindbar, wie das römische Kaiserreich und jetzt die Europäische Union beweisen. Raico nennt aber noch einen weiteren, von der Geographie unabhängigen Faktor, nämlich die generelle Einstellung der Menschen – insbesondere im Hinblick auf Neid. Helmut Schoeck habe in seinem Werk über den Neid festgestellt, daß die westliche Kultur den Neid irgendwie in beachtenswertem Maße gehemmt hat – und er verbindet diese Tatsache mit dem christlichen Glauben:

"It must have been one of Christianity's most important, if unintentional, achievements in preparing men for, and rendering them capable of, innovative actions when it provided man for the first time with supernatural beings who, he knew, could neither envy nor ridicule him."

Christentum allein war aber nicht ausreichend, um das beobachtete Wohlstandswachstum auszulösen. Die Geschichte Spaniens und Rußlands sind dafür die deutlichsten Gegenbeispiele. In Spanien sei jedoch das Eigentum weniger geschützt gewesen als in anderen westeuropäischen Ländern, und in Rußland, wo es lange Zeit überhaupt kein rule of law gab, war die Kirche nicht, wie im Westen, unabhängig von den weltlichen Herrschern.

"Technologie und Wissenschaft", so schließt Raico, entstand aus einer zusammenhängenden Reihe politischer, rechtlicher, philosophischer, religiöser und moralischer Elemente in dem, was der orthodoxe Marxismus traditionell als den "Überbau" der Gesellschaft verächtlich machte.

Friday, December 01, 2006

Ein neuer Blog

Die sehr aktive und relativ schlagkräftige britische Libertarian Alliance hat nun endlich auch einen Blog.

Wednesday, November 29, 2006

Politik ist zum Verrücktwerden - wortwörtlich

Die BBC berichtet über Tim Cantopher, einen Psychiater in einer englischen Rehabilitationsklinik, der sich über die Wirkung politischer Interventionen auf Arbeiter und Angestellte im öffentlichen Dienst heftigst beschwert. Er vermittelt dabei, vielleicht unbewußt, eine sehr libertäre Botschaft.

He said he was currently treating 44 doctors, but he also had teachers, social workers, tax and benefit workers, ambulance crews and firefighters on his books.

"What these professions now have in common is that they are all victims of the craze so loved by recent governments for regulation and its attendant bureaucracy.

"Politicians need to be needed and for us to believe that they can stop things going wrong.

"They can't, of course, but they have to be seen to be doing something or their opposite numbers will call them complacent."


(Hervorhebung von mir.)

Die Logik würde eigentlich gebieten, der Politik einen Riegel vorzuschieben und ihr zu verbieten, sich in die Einzelheiten des Betriebs im öffentlichen Dienst (und sonstwo) einzumischen. Statt dessen wird es aber immer schlimmer:

When mistakes are made by public servants there is routinely an inquiry, followed by the identification of a scapegoat and then a new "ream" of regulations, which ends up destroying the service itself, Dr Cantopher argues.

"Instead of one catastrophe, we now have an environment that stops people doing their jobs, leading to a downward spiral of mediocrity and disillusionment," he told the magazine.

"I'm fed up with this. I've seen too many of our best people sacrificed at the altar of our leaders' egos," he added.

"So please, politicians, get out of our public services, stop making us ill and let us get on with the jobs we've mostly been doing well until you came along."


(Hervorhebung von mir.)

In den meisten Fällen ist es wohl besser für die Betroffenen, sich außerhalb des öffentlichen Dienstes einen Job zu suchen, als darauf zu hoffen, daß der Appell Cantophers bei den relevanten Personen in irgendeiner absehbaren Zukunft gehör findet.

Saturday, October 28, 2006

Über Geldmengenausweitung, Inflation und Wohlstand

Zwei aktuelle Artikel auf mises.org beschäftigen sich mit dem Thema Inflation.

Heute wurde ein Beitrag von Hans F. Sennholz eingestellt, die ausführlichste mir bekannte historische Darstellung der Hyperinflation in Deutschland von 1923 (deren Beginn er bezeichnenderweise im Jahr 1914, also am Anfang des 1. Weltkrieges, setzt).

Ein anderer Beitrag, vor wenigen Tagen eingestellt, zeigt einen weitgehend vernachlässigten Aspekt der Inflation auf. Der Autor Mark Brandly berechnet nämlich, wie sich in den USA das Preisniveau seit 1959 entwickelt hätte, wenn die Geldmenge seit dem gleich geblieben, die Wachstumsraten aber die real gemessenen gewesen wären.

Das Ergebnis: Das Preisniveau wäre heute um 80 % niedriger als damals bzw. nur ein Fünftel so hoch wie 1959. Da in der Realität das Preisniveau um ein 6,7-faches gestiegen sei, schließt Brandly, daß die Geldmengenausweitung die Preise um ein 34-faches hat steigen lassen verglichen mit dem, was ohne Geldmengenausweitung passiert wäre.

Jetzt könnten spitzfindige keynesianische (also Mainstream-) Ökonomen behaupten, daß es ohne Geldmengenausweitung nicht zu diesen Wachstumsraten gekommen wäre. Manche würde wahrscheinlich argumentieren, die Wachstumsraten würden geringer ausfallen. Die Wahrheit ist aber, daß künstliche Geldmengenausweitungen zumindest die Zusammensetzung des Wirtschaftswachstums verzerren, und somit zu zusätzlichen Unsicherheiten in der Wirtschaft führen. Ein mehr an Unsicherheit führt aber auf jeden Fall zu weniger Investitionen - und somit zu insgesamt geringerem Wachstum. Die erwähnten Verzerrungen führen außerdem zu vermehrten Fehlinvestionen aufgrund von falschen Preissignalen - und somit zu Konjunkturzyklen, die das allgemeine "Unsicherheitsniveau" in der Wirtschaft nachhaltig erhöhen.

Es ist also davon auszugehen, daß ohne Geldmengenausweitung die Wachstumsraten noch höher gewesen wären, und das Preisniveau entsprechend noch niedriger, und wir alle entsprechend viel wohlhabender als heute.

Wednesday, October 11, 2006

Der Umkehrpunkt des US-Imperialismus?

Möglicherweise markiert der Atombombentest Nordkoreas den historischen Umkehrpunkt des US-Imperialismus. Alice Miles, Redakteurin der Londoner Times und bekennender US-Fan, erinnert sich daran, daß es eine Zeit gab, als die Welt nach jedem bedeutsamen Ereignis darauf wartete, was der Präsident der USA dazu sagen würde.

Doch diesmal ertappte sie sich dabei, nach den ersten Worten des Präsidenten über diesen Test innerlich "sod off" zu sagen (eine ziemlich vulgäre Form von "hau ab").

Die Worte des Präsidenten, so muß sie eingestehen, haben nach dem Irak-Debakel erheblich an Gewicht verloren.

"Und nun haben wir dies: Einen Operetten-Diktator ohne erwähnenswerte Wirtschaft, dessen Volk hungert, der der Welt eine lange Nase zeigt. Und wir erwarten, daß China uns sagt, was als nächstes passiert."