Thursday, September 14, 2006

Die "Weiße Rose" dachte "elitär" und war "gerade nicht für Demokratie" - aus gutem Grund

Der Historiker Sönke Zankel hat die "Weiße Rose", die Widerstandsbewegung gegen die Nazis umd die Münchner Studenten Hans und Sophie Scholl erforscht, und wurde deswegen jetzt von Spiegel Online interviewt. Er hat Indizien gefunden, wonach Hans und Sophie Scholl Drogenkonsumenten gewesen sein sollen, beim Verhör einige Mitglieder der Gruppe verraten haben sollen und "Antijudaisten" gewesen sein sollen.

Alle diese "Anschuldigungen" machen die beiden, die vor einigen Jahren bei einer ZDF-Umfrage immerhin den vierten Platz auf der Liste der "größten Deutschen" belegten, nach Angaben des Historikers lediglich "menschlicher", da fehlerbehaftet, und schmälert ihre historische Leistung nicht, dem Naziregime die Stirn geboten zu haben.

Dem stimme ich zu; am bemerkenswertesten für mich jedoch ist eine Information in dem Interview, die ganz zum Schluß - fast verschämt - gebracht wird:

"Sie dachten elitär, besonders im Sommer 1942, als ihre Flugblätter noch mit die "Weiße Rose" überschrieben waren. Sie benannten sich nach den verbannten Adeligen während der französischen Revolution. Der Name "Weiße Rose" stand insofern gerade nicht für Demokratie."


Und weshalb dachten sie so?

"...es ging ihnen um die Ablehnung der Masse, die sich für sie im Nationalsozialismus widerspiegelte."


Nach meinen bisherigen Informationen war der Name, den sich die Bewegung gab, ein Zufallsprodukt. Das machte zwar wenig Sinn (solche Leute geben ihren Bewegungen immer einen Namen mit Sinn und "Hintergrund"), aber die Info war zu unwichtig, um sie zu hinterfragen. Diese, für mich neue, Information, macht aber sehr wohl Sinn; und ebenfalls macht Sinn, weshalb dieser Hintergrund im bundesrepublikanischen Schulunterricht und in den meisten offiziellen Darstellungen, einschließlich der beiden bisherigen Spielfilme, über die Gruppe verschwiegen oder vertuscht wird.

1 Comments:

Blogger Dominik Hennig said...

Ein Umstand, der ja erst recht für das Ethos der Widerstandskämpfer (auch des 20. Juli, Kreisauer Kreis et alii) spricht.

Interessant auch die Studien, die der kürzlich verstorbene Joachim Fest zu diesem Themenbereich vorgelegt hat. Von universitär bestallten und dem Beamtendienstrecht unterworfenen Kathederhistorikern kommt ja nichts, außer moralinsaurer Empörung - siehe oben!

8:22 pm  

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