Thursday, January 26, 2006

Lib-Dem-Kandidaten: Da waren's nur noch zwei ...

Vor kurzem trat der Vorsitzende der britischen Liberal Democrats zurück, offiziell weil er Alkoholiker war. (So auch berichtet im antibürokratieteam-Blog.) Was mich damals schon wunderte war, daß das Alkoholproblem Charles Kennedys eigenlich schon länger bekannt war. Ich erinnere mich, vor ungefähr einem Jahr davon in den Medien gehört zu haben. Damals störte das keinen. Dann plötzlich doch.

Daß da "irgendwas faul ist", vermutet jetzt auch Dr. Sean Gabb von der UK Libertarian Alliance. Seine Vermutung: Blair und New Labour haben ihre Nützlichkeit für die "ruling class" (womit Gabb ein loses Konglomerat aus hochrangigen Vertretern aus Politik, den Medien, Big Business, der Jurisprudenz, und der Bürokratie meint) ausgedient, nun sollen wieder die von den langen Thatcher-Major-Jahren ausgelaugten Konservativen regieren dürfen.

Dazu paßt, daß der neue Vorsitzende der Konservativen, David Cameron, Tony Blair nicht nur äußerlich ähnelt, sondern auch seine Partei offensichtlich auf "New-Labour-Linie" bringen will.

Aufhänger für Gabbs Vermutung war jedoch etwas anderes: Das plötzliche Ausscheiden eines der Lib-Dem-Nachfolgekandidaten aus dem Rennen. Mark Oaten, verheiratet, zwei Kinder, mußte zugeben, die Dienste eines Rent-Boys gekauft zu haben. Gabb weist darauf hin, daß nur ein Tag vor dieser Bekanntgabe in Oatens Büro eingebrochen worden war, und kaum eine Zeitung darüber berichtet hatte, was auf eine "Verwicklung der Geheimpolizei" hindeutet. Gabb meint, daß die "ruling class" kein Interesse an einer erfolgreichen Lib-Dem-Partei hat, die den Konservativen im Weg stehen könnte. Daher vermutet er, daß am Ende Menzies Campbell, der am wenigsten effektive Kandidat, gewinnen wird. Diese Spekulation mag ein wenig übertrieben erscheinen und zu sehr nach Mantel und Degen riechen. Mir erschien das zunächst auch so.

Nun aber scheint ein weiter Kandidat verstärkt ins Enthüllungs-Visier zu geraten: Simon Hughes, party president, unverheiratet, dem nachgewiesen wurde, einen Schwulen-Chat-line angerufen zu haben. Vor kurzem noch hatte er geleugnet, jemals homosexuelle Partner gehabt zu haben. Nun hat er das zugegeben. Das ist in sich natürlich kein Verbrechen und bei den toleranten Lib-Dems auch kein Beinbruch. Aber bei seiner erstmaligen Wahl ins Parlament 1983 hat er sich auf Flugblättern als "the straight choice" dargestellt, als sein Gegenkandidat von Labour ein offener Homosexueller war. Damit, so vermute ich, ist er wohl auch bei vielen Lib-Dems unten durch. Auch wenn er sich noch hält, seine Chancen auf den Vorsitz sind jetzt schon geschmälert.

Jetzt bleiben nur noch Menzies Campbell und der ziemlich unbekannte Chris Huhne. Man darf gespannt sein, ob die "ruling class" den Lib-Dems überhaupt noch eine Wahl lassen wird.

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