Literarisches Familienbild im Wandel
Bill Bonner, Herausgeber des Investment-Newsletters "Daily Reckoning" veröffentlicht des öfteren auch Gedanken persönlich/philosophischer Natur, meist auf sehr unterhaltsame Art. So auch wieder in der heutigen Ausgabe, die u.a. auch eine Jahresendansprache an seine Mitarbeiter zum Inhalt hat ("Spontaneous Order"), die die demütige und bescheidene Grundeinstellung des Autors verdeutlicht, die ihn für mich so sympatisch macht. Hier aber will ich seine Gedanken zum Bild der Familie in der Literatur und sein Wandel im Verlauf der letzten zwei Jahrhunderte übersetzt wiedergeben:
War dieser Wandel vielleicht ein Frühindikator der menschlichen Hyperkatastrophen, für die das 20. (und das 21.?) Jahrhundert in die Geschichte eingehen wird?
"Die Literatur des 19. Jahrhunderts war voller sorgfältiger Studien des Familienlebens. Mütter suchten gute eheliche Verbindungen für ihre Söhne und Töchter . . . und achteten darauf, wer wen traf . . . und auf Tischmanieren . . . und auf was das Personal dachte. Gute Ehen . . . schlechte Ehen . . . gesellschaftliche Stellung . . . Familienvermögen . . . Familienbetriebe – die glückliche, gesunde und gedeihende Familie war ein Ideal. Aber im 20. Jahrhundert wandte sich die Literatur gegen die Familie wie ein undankbarer Sohn. Plötzlich waren alle Theaterstücke und Romane voller schlechter Familien. Zwischen 1880 und 1930 wurden alle Väter zu Alkoholikern, zu Frauenhelden und zu Mißbrauchern. Ehefrauen strebten nach Befreiung. Sie wollten ihre eigenen Karrieren . . . oder Drogen. Und aus den Kindern wurden alle sensible Dichter mit verletzten und vom Familienleben geschlagenen Seelen. Es gibt kaum eine Familie in der ernsthaften Literatur nach 1920, die nicht ein furchtbares Geheimnis zu verstecken hatte. Und fast keine, deren Mitglieder auf sich selbst gestellt nicht besser fuhren. Im 20. Jahrhundert hieß die Parole: Jeder für sich – jeder hatte die Freiheit, seinen eigenen Weg zu gehen, sein eigenes Vermögen zu erwerben . . . und sein eigenes Leben auf seine Weise zu vermurksen."
War dieser Wandel vielleicht ein Frühindikator der menschlichen Hyperkatastrophen, für die das 20. (und das 21.?) Jahrhundert in die Geschichte eingehen wird?
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